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Eine ganz belanglose Geschichte


 

 Eine ganz belanglose Geschichte                 

Hugo Hartung                                  

 

Der Polizeibericht bestand nur aus wenigen Zeilen und war völlig uninteressant: „Der vermisste und von der Polizei gesuchte fünfjährige Dieter G. konnte wohlbehalten in einem Gehöft, zwölf Kilometer von der Stadt entfernt, gefunden werden. Unverständlicherweise machte die Frau, die das verirrte Kind aufgenommen hatte, den Behörden erst nach drei Tagen Meldung.“

Eine Zeitung hatte den Bericht tadelnd überschrieben: „Sträfliches Verhalten bei Kindesauffindung“. Im Übrigen schien die Angelegenheit zu belanglos, als dass ihretwegen Reporter bemüht oder Photos in die Zeitung aufgenommen wurden. Dennoch möchte ich von ihr erzählen, weil ich meine, dass sie mit dem Polizeibericht noch nicht zu Ende ist.


Dieter stand an einem Dezemberabend im dunklen Zimmer der Parterrewohnung seiner Mutter und sah den milchigen Dunst über den hohen Mietshäusern in einem ungewohnten und unwahrscheinlich durchdringenden Violett leuchten. Er wollte wissen, woher dieses sonderbare Licht käme. Die Wohnung war verschlossen, weil die Mutter von der Fabrik weg gleich ins Kino gegangen war. Sie würde es nicht merken, wenn ihr Junge durch das niedrige Küchenfenster in den Hof hinab stiege und später auf demselben Wege zurückkehrte.


Niemand achtete in den belebten Straßen der großen Stadt auf ein kleines Bürschchen, das an diesem kalten Abend ohne Mantel war und zu einem Dach hinaufstarrte, darauf hohe Neonröhren violette Buchstaben an den diesigen Nachthimmel schrieben. Dieter, der nun wusste, woher der neue Glanz aus der Höhe stammte, ging dennoch wie gebannt weiter. Je mehr er sich der Stadtmitte näherte, umso wunderbarere Dinge sah er. Funkelnde Lichterketten spannten sich über die Straßen, die Fassaden von Kaufhäusern waren übersät mit riesigen leuchtenden Silbersternen. Goldene Engel flogen in Schaufenstern über starr lächelnde Modepuppen, in anderen Fenstern rasten Spieleisenbahnen über Brücken und durch Tunnels.


Menschen, die bunte Pakete mit silbernen und goldenen Schnüren trugen, stießen den kleinen, blassen Jungen an. Autotüren knallten. Die Luft war voll Benzingeruch, und aller Lärm der lauten Straße wurde überdröhnt von einem Lautsprecher. Knabenstimmen, ins Riesenhafte verzerrt, brüllten „Stille Nacht, heilige Nacht“.


Dieter ging durch die laute, unheilige Nacht des frühen Dezembers und wusste nicht mehr, wohin er ginge. Er kam durch fremde Vorstadtstraßen; denn dort im Industrierevier wuchsen die Städte immer mehr zu einem gigantischen Stadtmoloch' zusammen. Der Moloch spielte auf der Gemütsharfe. „Weihnachts-Vorfreude“ nannte er seine Melodie. Reklame und Weihnachtsgeschäft hieß sie in Wirklichkeit.


Als die Frau das erschöpfte Kind vor dem Zaun ihres Anwesens fand, geschah es, weil ihre Hunde sie geweckt hatten. Es waren mächtige Tiere, Neufundländer, aber ihr drohendes Gebell erschreckte den halb ohnmächtigen Knaben in den Armen ihrer Herrin nicht.


Aus der Erschöpfung sank Dieter in einen tiefen Schlaf, aus dem er erst am nächsten Mittag erwachte. Er nannte der Frau seinen Namen - Dieter Groß -, aber er wusste den der Stadt und ihrer Straße nicht. Er wusste vieles nicht. Wie sein Vater hieß und ob er noch lebte. Warum das Weihnachtsfest gefeiert würde, das jetzt schon soviel Licht, Glanz und Lärm über die Straßen brachte. Er fragte auch nicht danach. Doch fragte er die Frau, warum sie so riesengroße Hunde besäße. Sie habe eine Hundezucht, sagte sie, seit sie auf der Flucht in dieses Land gekommen sei. Das Kind wusste auch nicht, was Flucht ist.


Die Frau erklärte es dem kleinen Jungen und sagte ihm, warum die Menschen Weihnachten feiern. Sie fragte ihn, ob er denn nicht die Geschichte von der Heiligen Nacht in Bethlehem kenne. Er sagte, ihm gehöre nur ein Geschichtenbuch und zog ein zerfledertes Heftchen aus der Hosentasche, darin riesige Muskelmänner mit dünnen Köpfen aufeinander einhieben, und aus den Mündern stiegen ihnen Seifenblasen, in denen Wortfetzen standen. Die Frau zerriss das Heftchen und warf es in den Ofen.


Sie benahm sich überhaupt merkwürdig und sogar „sträflich“, wie nachher die Zeitung in ihrer Überschrift schrieb. Sie benachrichtigte die Polizei nicht von dem aufgefundenen Kind. Sie beherbergte es drei Tage bei sich, erzählte ihm von vielen merkwürdigen Dingen und Begebenheiten und zog ihm einen Mantel über, der ihm beinahe passte und der herrlich warm war. Ihr Peter sei zwar ein Jahr jünger gewesen, aber damals schon sehr viel größer, als er auf dem Treck aus Schlesien in einer Januarnacht erfroren sei. Dieter lachte, weil er das Wort „Treck“ komisch fand.


Schon am zweiten Tage war Dieter mit den Hunderiesen gut Freund. In der Nacht nahm ihn die Frau mit vors Haus. Draußen war eine sonderbare Luft - leicht zu atmen und ganz ohne Geruch - und eine Stille, wie das Kind sie nie kennengelernt hatte.


Nur ein fernes Summen hörte man noch von den Städten, über denen am Horizont ein gleißender Lichtstreifen lag. Und über ihnen und über den Feldern am Rande des Industriereviers standen viele Sterne.


Der Junge sagte zu der Frau, in den Straßen seien die Sterne viel heller und viel größer; und er lachte sie aus, als sie ihm weismachen wollte, diese winzigen Lichtpünktchen da droben seien Millionen Mal heller und Millionen Mal größer als alle Reklamesterne der Großstädte zusammengenommen. Aber als sie die Sterne zu Bildern werden ließ, die sie ihm am Himmel zeigte, und als sie von einem besonders hellen Stern sprach, der in einem fremden
Palmenlande über einem Stall mit einem neugeborenen Kind in einer Pferdekrippe, inmitten von Ochs und Esel, von Hirten und Königen gestanden habe, sagte er, das sei doch eine ganz hübsche Geschichte. Ob sie noch mehr davon wüsste.


Vielleicht lag es an diesen Geschichten, dass die Frau von der „Kindesauffindung“, wie das die Zeitung nannte, der Polizei so spät Mitteilung machte. Als Frau Groß ihren Dieter abholen kam, freute er sich nicht einmal besonders darüber. Doch die Mutter nahm ihm das nicht weiter übel. Ja, sie zeigte sich großzügig, als die Gastgeberin ihres Jungen sie bat, er möge die Weihnachtstage bei ihr verbringen. An den Feiertagen gab es in den Kinos großartige Programme, und sie würde dann sowieso nicht wissen, was sie mit dem Kind anfangen sollte. Als sie fort gingen, streichelte Dieter zum Abschied die großen Hunde.


Das ist die belanglose Angelegenheit, die ein Polizeibericht in fünf Zeilen zusammenfasste. Aber man wird mich jetzt vielleicht verstehen, wenn ich sage, sie dürfte mit jenen drei Adventstagen nicht zu Ende gewesen sei.

 

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